Rossini Festival Pesaro: Germany just can’t do something like that

by time news

EThe Rossini Festival Pesaro, affectionately called “ROF” by his fans, came to an end. One would probably not voluntarily go to the former Teutonic grill Adria, which is now firmly in often noisy Italian hands again.

But the 39 operas by Giachino Rossini, the “Swan of Pesaro”, make it possible and have been attracting international visitors to the Mecca of bel canto since 1980. The 43rd ROF edition, complete and without masks and distance regulations, although not quite as sold out as usual, it was finally able to be enjoyed again with some carefreeness.

Of course it was muggy until finally the cleansing thunderstorms came in the Marche. Between pines, cypresses, olive groves and dried-up sunflower fields, the lightness of being a festival can still be preserved. In Salzburg there was political grumbling about the pro-Russian nature and gradually the programs of the artistic director Markus Hinterhäuser seem all too familiar.

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In Bayreuth echauffierte man sich rowdyhaft grölend im Premierenzyklus über den neuen „Ring“, während hinterher viel mehr Freude war. Und auch in Pesaro rief einer nach dem neuen „Otello“, einer der wie üblich drei Premieren, der Regisseurin ein „a casa“ – „geh nach Hause“ hinterher.

Doch das ist selbst im regietheaterresistenten Italien eher eine Seltenheit. Hier freut sich ein weitgereistes Publikum einfach, dass es solche Raritäten überhaupt erleben darf. Zumal die Aufführungen ja nur ein Teil vom Gioachino-Ganzen sind.

Ein Podium für die Jungstars

Das Festival hat nicht nur viele der lange vergessenen, weil verpönten Seria-Opern Rossinis wieder nachhaltig ins Repertoire zurückgeholt. In der angeschlossenen Vokal-Accademia wird jungen Talenten der letzte Fioriturenschliff gegeben. Die alljährliche Aufführung der „Viaggio a Reims“, jener 1984 unter Claudio Abbado wiederentdeckten Krönungsoper für Charles X. für ein virtuoses Riesenensemble, präsentiert die Jungstars wie auf dem Silbertablett.

Und schließlich entsteht, oft parallel zu den jeweiligen Aufführungen, die kritische Gesamtausgabe aller Rossini-Opern. Nur ein Werk, es war letzte Saison bereits in Frankfurt zu sehen, wurde in Pesaro noch nicht gespielt: „Eduardo e Cristina“; es ist für den Sommer 2023 angesetzt.

Dafür wurde im Schwarzwaldkurort Bad Wildbad, wo seit 1989 zu Ehren des hier einst Wasserlabsal suchenden Komponisten ein zweites, kleineres aber nicht weniger enthusiastisches Rossini-Festspiel blüht, eben die gemeinsam mit dem SWR und Naxos produzierte CD-Einspielung sämtlicher Opern (zum Teil in Alternativfassungen) vollendet.

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In Pesaro muss sich niemand groß aufmascheln, kurzes Hemd ist für das kuschelige Teatro Rossini wie für die hässliche Vitrifrigo Basketball-Arena an der peripheren Via Gagarin edel genug. Dafür kann man es sich vorher mit Aperitivo und Häppchen, in der Pause mit herrlichem Apfel-Gelato und Barbajada, jenem heißen Kaffeeschokogetränk, das Rossinis Impresario Domenico Barbaja in seinem früheren Kellnerleben erfunden haben soll, sowie hinterher mit einem gemütlichen Rossini-Dinner wohl sein lassen: Hier geht – wie es dem Gourmet Rossini gebührt – Oper eben auch durch den Magen.

Und vor allem ins Ohr. Auf der Bühne hingegen hat es in Pesaro vor allem hübsch zu sein. Spumante-Laune machte die charmante Wiederaufnahme der einst für Neapel komponierten Spät-Buffa „La Gazetta“, wo ein Vater seine Tochter per Annonce als Braut bewirbt. Das ist ein fluffiges Nichts, von Regisseur Marco Carniti zwinkernd sinnlos bewegt, von Carlo Rizzi am Pult des ordentlichen Orchestra Rossini lässig aufgeschäumt. Die Sänger sind gut bis durchschnittlich.

Hieronymus Bosch in Pesaro

Hieronymus Bosch in Pesaro

Quelle: ROF/Amati Bacciardi

Das wirbelt erst in schwarzweißen Fifties-Kostümen wohlig über einen zum Barthresen mutierenden Laufsteg, und erlöst sich dann zum Happy End in vielen Farben. Alles ist in Bewegung, es flirrt und flirtet, es gibt viel szenischen Buchstabensalat und lächerlich absurde chinesische wie türkische Verkleidungen.

Die Musik schmatzt dazu so generös Dauerkusshändchen. Und es bleibt viel Zeit, darüber nachzusinnen, wie Rossini aus vielfach clever recyceltem Nummern, einem lange verloren geglaubten Quintett, von fremder Hand beigesteuerten Rezitativen wie zwei Sorbetto-Arien (jenen Singgelegenheiten der Nebenfiguren, bei denen das Publikum auf Erfrischungssuche ging) trotzdem eine feine Komödie fabrizieren konnte.

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Neujahrskonzerte und Corona

Weit anspruchsvoller ist „Le Comte Ory“, 1828 an der großen Pariser Oper uraufgeführt, eine der seltenen komischen Werke. Rossini war längst an die Seine, in die Musikhauptstadt des 19. Jahrhunderts gewechselt – und komponierte jetzt auf französisch.

Diese lächelnde MeToo-Farce um einen liebestollen Grafen, der in der mittelalterlichen Touraine einer anderen Gräfin nachsteigt, deren Mann beim Kreuzzug kämpft und gleich zweimal nicht zum Zug kommt, speist sich so genial wie ökonomisch ebenfalls zu großen Teilen aus bereits vorhandener Musik, eben jener drei Jahre zuvor herausgekommene Krönungskantate „Il Viaggio a Reims“, für die keinerlei praktische Verwendung mehr bestand.

Wie meisterlich hat Rossini recycelt! Man freut sich geradezu über das Vergnügen des Wiedererkennens in ganz anderem, veredeltem Kontext. Das gipfelt freilich in einem komplett neuen Terzett, in dem Graf, Gräfin und sein ebenfalls in diese verliebter Page (eine Hosenrolle für Mezzosopran) im Dunkeln erotisch ungefähr munkeln. Man muss auf Offenbach warten, um auf der Musikbühne ähnlich ambivalent frivol Kingendes zu finden.

Superstar als Künstlerischer Leiter

In Pesaro schlägt das so pikante wie preziöse Werke nun zum dritten Mal auf, und zum zweiten Mal ist darin der lokale Superstar Juan Diego Flórez zu erleben. Der debütierte beim Festival 1996 als juveniler Einspringer, dieses Jahr wurde er „Künstlerischer Leiter“.

Sein Agent, der einst hier ebenfalls brillierende tenore di grazia Ernesto Palacio, Peruaner wie Flórez, ist bereits einige Zeit Festival-Intendant – alles Famiglia oder Mafia, wie man es nimmt. Viele Impulse werden von diesem Ehrentitel kaum ausgehen, sie sollen den Star an die Scholle binden. Zumal Flórez, der 2024 bereits wieder hier singen wird, viel Spaß hat.

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Mehr schlecht als recht dirigiert wird das Ganze vom venezolanischen El-Sistema-Zögling Diego Mateus, der in Venedig bereits als Chef des Teatro la Fenice gescheiterten.

Dafür glänzt das trotzdem problematische RAI Orchester Turin seidig unter dem rhythmisch beweglichen Yves Abel in der ebenfalls in Neapel herausgekommenen Seria-Tragödie „Otello“. Die hat nicht viel mit Shakespeare zu tun, war aber trotzdem, vor allem wegen ihres meisterlichen dritten Aktes, lange eine der beliebtesten Opern des 19. Jahrhunderts – bis Verdi kam.

Hier stimmt Rosetta Cucchis feministisch-strenge Regie für Eleonora Burattos gleißende Desdemona, die sich vehement gegen ihre Opferrolle wehrt. Das Tenorquintett wiederum wird angeführt von Enea Scalas dramatischem Otello, Dmitry Korchaks auftrumpfendem Rodrigo und dem schillernd-sinistren Jago von Antonino Siragusa.

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